Montag, 3. September 2012


Eine Jugenderinnerung. An der Decke eines Hotelzimmers in Lugano kreist ein Ventilator. Ich lese ein Buch. Nikolaus Korpanoff wird mit einem glühenden Schwert geblendet, weil er gar nicht Nikolaus Korpanoff ist. Iwan Ogareff und die Tataren haben ihn entlarvt und gefangen genommen, Michael Strogoff, den Kurier des Zaren.

Der Schreck über Blendung Strogoffs gräbt sich tief in mich ein. Das Gefühl der Unumkehrbarkiet macht mir Angst damals und verbindet sich in meiner Erinnerung mit dem kreisenden Ventilator. Als hätte Strogoff selbst, bevor das Schwert ihn erreichte, diese kreisende Bewegung gesehen. Aber das Buch geht weiter, trotz Unumkehrbarkeit. Oder gerade deswegen.

Später kann Strogoff wieder sehen. Die Tränen, die er für seine leidende Mutter vergossen hatte, hatten ihn vor der Hitze des Schwerts geschützt.

Später geht es auch für mich weiter, ich sitze im Auto, raus aus Lugano, auf der Autobahn, auf dem Rücksitz.

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