Donnerstag, 16. August 2012


Am 17.2.1941 wurde der amerikanische Soldat Charles M. Stilway von einem streunenden Hund gebissen, schleppte sich vor das nächstgelegende Krankenhaus und brach zusammen. Die Stadt Guiyang lag in einer der ärmsten chinesischen Provinzen dieser Zeit, in Guizhou. Dennoch wurde er versorgt. Auch unter schlechtesten Verhältnissen ließen sich hier mit Hilfe von Formaldehyd Kaninchenhirne abtöten und daraus dann Tollwutimpfstoff herstellen.
Stilways Humpeln war aber nicht auf den Biss des Hundes zurückzuführen. In seinem rechten Schenkel steckte eine Kugel aus dem Lauf eines japanischen Gewehrs. Der Hund hatte sich also ein wehrloses Opfer gesucht. Auch die Kugel wurde ihm entfernt.

Während des zweiten japanisch-chinesischen Krieges hatten sich nationalistische und kommunistische Kräfte in China eine zeitlang zusammengeschloßen, um gemeinsam gegen den japanischen Aggressor vorzugehen. Der Bürgerkrieg schwächte sich dadurch etwas ab. Diese von Misstrauen geprägte Koalition der Kuomintang unter Generalissimo Chiang Kai-shek und den Kommunisten Mao Zedongs zerbrach jedoch im Winter des Jahres 1940. Die Feindseligkeit zogen sich wieder quer durch das Land.

Charles Stilway trug seit Anfang 1941 zwei Bildnisse in seiner Tasche. Eine Zeichnung des Generalissimos und ein Foto Maos. Bevor er vor dem Karnkenhaus in Guiyang das Bewusstsein verlor, griff er noch in seine Tasche und zog, ohne zu wissen welches, eines der beiden Bilder heraus. Mit letzter Kraft zerriß er dies eine in viele kleine Stücke und schleppte sich noch einige Meter weiter, dann wurde ihm schwarz.

Der Amerikaner wurde gefunden, seine Taschen durchsucht. Das wenige Geld, das man in bei ihm fand, wurde in einen Teller gelegt. Man tötete ein Kaninchen, zog ihm die Kugel aus dem Bein. Der Chirurg aß gerade eine Portion Reis, als Stilway wieder zu sich kam. Er war noch schwach. Man hatte ihn neu eingekleidet und händigte ihm sein Geld aus. Einige Tage später verließ er das Krankenhaus.


Diese Geschichte erzählte mir ein Buchhändler in einem alten Laden voller antiquarischer Bücher in San Diego, in dem ich ein Buch zum Geburtstag meiner Tochter kaufen wollte. Während seiner Erzählung blätterte ich ab und an in einem Kinderbuch aus den sechziger Jahren, das ich in der Hand hielt. Das Buch habe ich schließlich gekauft, obwohl es darin um einen recht unzeitgemäßen Hasen geht, der ohne es zu wollen, der kleinen Hauptperson des Buches einigen Spaß bereitet. Meine Tochter mochte das Buch eine zeitlang ganz gerne, dann geriet es, wie sovieles, in Vergessenheit. Der Hase, ich habe das heute nochmals nachgeschlagen, hört auf den Namen Young K. Jack.

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