Samstag, 18. April 2009
hellblau
einige straßen von meinem haus entfernt ist eine brücke, die über zuggleise führt. wenn ich nachts nicht schlafen kann, gehe ich dorthin. die brücke wird saniert und ist für diesen zweck ganz von einem gerüst umgeben, das wiederum ganz von einer weißen plane umgeben ist. wie ein großes zelt, eine brücke in einem großen zelt. die arbeiten finden auch nachts statt, weshalb das ganze zelt leuchtet. ein großes leuchtendes zelt mit einer brücke drin. manchmal schaue ich durch ein loch in der plane bei den bauarbeiten zu, die arbeit nachts unterscheidet sich nicht von der am tag, denke ich dann. auch vorige nacht habe ich ein weile lang durch das loch gesehen. als ich weiter gehen wollte, sprach mich ein mann an, ende fünfzig vielleicht. er muss schon eine weile in meiner nähe gestanden haben, ohne dass ich ihn bemerkt hätte. sehen sie, wie die da schweißen, toll oder? die benutzen bestimmt argon als schutzgas. muss man machen, also so eine schutzgas-schweißung, wenn man es mit so metal zu tun hat, staunt man ja schon, dass das dann auch wirklich zusammenhält. mein sohn hat auch so ein schweißgerät. aber in die flamme schauen, das darf man natürlich nicht, in keinem fall. sehen sie ja auch, wie hell die ganze halle ist, also halle sag ich jetzt mal. da werden strahlungen ausgesandt, ultraviolett und infrarotstrahlung. da muss man augen und haut schützen. deshalb haben die ja auch so helme mit schutzschirmen vornedran, sehen sie ja. – mir gefällt es, dass sie auch nachts arbeiten, sagte ich, nachdem der mann aufgehört hatte zu reden, mich kurz angesehen hatte und dann den blick auf die plane richtete. ja ja klar, die schweißen auch nachts, sagte er ohne mich anzusehen. ich ging einige schritte zurück, das zelt als ganzes zu betrachten. ein wunderliches ding. seltsam auch wie viel leiser es wurde, wenn man nur diese paar meter nach hinten trat. fast wie in der ferne klangen nun die geräte und rufe der arbeiter, entrückt. der mann sah nun durch das loch in der plane den männern beim schweißen zu. ich wollte gerade gehen, da drehte er sich zu mir um und sagte, glauben sie es wäre okay, wenn ich meinen sohn anrufen würde? – ich weiß nicht, sagte ich, ich habe keinen sohn
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