Dienstag, 22. Juni 2010

karto|graphien #3


"in jenem reich erlangte die kunst der kartographie eine solche vollkommenheit, dass die karte einer einzigen provinz den raum einer stadt einnahm und die karte des reichs den einer provinz. mit der zeit befriedigten diese maßlosen karten nicht länger, und die kollegs der kartographen erstellten eine karte des reichs, die die größe des reichs besaß und sich mit ihm in jedem punkt deckte. die nachfolgenden geschlechter, die dem studium der kartographie nicht mehr so ergeben waren, waren der ansicht, diese ausgedehnte karte sei unnütz, und überließen sie, nicht ohne verstoß gegen die pietät, den unbilden der sonne und der winter. in den wüsten des westens überdauern zerstückelte ruinen der karte, behaust von tieren und von bettlern; im ganzen land gibt es keine anderen überreste der geographischen lehrwissenschaften."

(jorge luis borges, borges und ich. in: gesammelte werke, Bb. VI, münchen 1982, s. 121.)

Keine Kommentare: